"Draußen vor der Tür" - Theaterauffühung an der Peter-Ustinov-Schule

Bericht von Astrid Beckmann

Autoren der Nachkriegszeit stellen sich für Schülerinnen und Schüler im Unterricht häufig als schwer zu verstehen dar. Die Themen ihrer Werke: Flucht, Vertreibung und Entfremdung sind allerdings leider, wie zum Zeitpunkt ihrer Entstehung, aktuell.

Am Dienstag, den 28. 11., hatte der 10. Jahrgang, sowie die Klasse 9 Ga unserer Schule, die Möglichkeit eines der Hauptstücke der so genannten Trümmerliteratur live im Forum erleben zu können. Vier Berufsschauspieler der Thalia Theater GmbH aus Wien waren mit Wolfgang Borcherts „Draußen vor der Tür“ von 1947 zu Gast. 

In diesem kehrt der Soldat Beckmann körperlich und seelisch traumatisiert aus dem Krieg nach Hamburg zurück. Seine Frau hat einen neuen Partner, die Stadt ist zerstört und das Leben ohne Krieg ist ihm fremd geworden. Er versucht, Selbstmord zu begehen, aber die Elbe will ihn nicht aufnehmen. Selbst Gott ist schwach und bleibt beim Suizidversuch tatenlos.

Beckmann wird ins Leben zurückgeworfen. Dort begegnet er verschiedenen Mitmenschen, deren Reaktionen ihn zunehmend verunsichern. Ein „Mädchen“ gibt ihm die Kleider ihres vermissten Mannes. Dieser schickt Beckmann bei seiner Heimkehr vor die Tür. Sein alter Oberst verhöhnt ihn, als Beckmann diesem die Verantwortung am Tod der elf Kameraden zurückgeben will, die der Oberst auf eine sinnlose Patrouille geschickt hat. Die Gasmaskenbrille, die Beckmann weiterhin trägt, wird von einem Theaterbesitzer zu einem Kuriosum herabgewürdigt. Nach seiner Odyssee durch die zerstörte Stadt und seiner Suche nach einer Antwort auf seine Frage nach dem Sinn des Erlebten, nimmt ihn am Ende, anders als im Original, die Elbe auf.

Nachdem die Orientierung im Stück zunächst schwierig war, wurden die Schülerinnen und Schüler durch das eindringliche Spiel schließlich in den Bann gezogen. Dass die Schauspieler auch neben der Bühne spielten oder diese durch den Zuschauerraum betraten, sorgte für Spannung. Zitate heutiger Musik oder Helene Fischer als eine, an der man sich messen lassen müsse, wenn man als Kuriosität im Theater Erfolg haben wolle, sorgten für überraschende und auflockernde Akzente. Lachen war dann durchaus erlaubt, sogar von Borchers selbst gewollt, wie Heinz Haiden, Chef der Kompanie in seiner einleitenden Einführung zu Borcherts Stück angemerkt hatte. Ein Lachen, das aber am Ende im Hals stecken blieb. Denn die Frage nach dem Sinn von Krieg, Vertreibung und Traumatisierung bleibt unbeantwortet im Raum stehen. So gesehen kann Borcherts Stück ein Denkanstoß sein, der im Unterricht aber auch im Privaten weiterwirken sollte. 

Die Resonanz der Schülerinnen und Schüler sowie der Kolleginnen und Kollegen war insgesamt positiv. Eine solche Live-Vorstellung von Profis im Forum hat eine weitreichendere Wirkung als das Lesen von Borcherts Kurzgeschichten im Unterricht oder einem Besuch im Theater.

 

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