DAS ERINNERUNGSPROJEKT „IN MEMORIAM...“

Schulen sind nicht nur in Deutschland heterogene Lernorte geworden. Der Weg dahin war lang, aber notwendig, um einer immer differenzierter wahrgenommenen Gesellschaft entsprechen zu können. Was mit der Koedukation von Mädchen und Jungen begann, wurde zu einer multikulturellen Institution, in der heute das friedliche Miteinander geübt und in der Regel gefestigt wird. In den Präambeln zahlreicher europäischer Schulordnungen und Leitbilder wird auf eine funktionierende Gemeinschaft verwiesen, auf die Gleichberechtigung und auf die Wertschätzung eines jeden Einzelnen. Ausgrenzungen aller Art sind unerwünscht. Damit spiegeln diese Regelwerke zumindest in unserem Land das 1949 verabschiedete Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland wider.

Dass es in der deutschen Gesellschaft, aber auch in Schulen nicht immer so achtungsvoll zuging, wissen wir nur zu gut. Die Diktaturen des 20. Jahrhunderts haben gerade bei uns ihre grausamen Spuren hinterlassen, die uns heute auffordern, aktiv für Freiheitsrechte einzutreten.

Um zu verhindern, dass Ausgrenzungen und Missachtung gegenüber anders Denkenden in unsere Gesellschaft zurückfinden, muss das Erinnern an solche Zeiten - und ihre Verbrechen gegen die Menschlichkeit - intensiviert werden. Der europäische Gedanke darf nicht nur auf politischer Ebene implementiert werden, sondern muss sich in Form von unterrichtlicher Beschäftigung bis in die schulischen Alltagssituationen hinein verzweigen. Wer sich mit dem Leid auseinandersetzt, der kann die notwendige Empathie entwickeln, um im richtigen Augenblick einzugreifen, wenn die Werte der Menschlichkeit wieder bedroht werden.

Aus diesem Grund haben wir uns dazu entschlossen, in jedem Jahr mit den neunten Schulklassen ein Erinnerungsprojekt durchzuführen. Das Projekt soll im Fach Religion verortet und mit den benachbarten Schulfächern Politik, Kunst und Geschichte verknüpft werden, um eine relativ breite gesellschafts-, sozial- und kulturwissenschaftliche Herangehensweise zu ermöglichen. Der Besuch außerschulischer Lernorte ergänzt und vertieft den Erfolg und ermöglicht uns eine langfristige Verknüpfung zwischen der Schule und bestimmten Gedenkorten in Norddeutschland zu ermöglichen. Zeitzeugenbesuche runden das Projekt darüber hinaus noch ab. Die Projektergebnisse, die auch künstlerischen Ansprüchen genügen sollen, werden jeweils schulintern ausgestellt, so dass die gesamte Schülerschaft beteiligt wird. Um sie nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, werden sie ebenfalls – didaktisch aufbereitet – publiziert (Dr. Joest Leopold, "IN MEMORIAM" Hude 2019). Im Schuljahr 2018/2019 hat die damalige Klasse 9Ga den Anfang gemacht und das Schicksal der Kinder vom Bullenhuser Damm aufgearbeitet, die aus Polen, dem ehemaligen Jugoslawien, den Niederlanden, Frankreich und Italien stammten…

Die ehemalige Hamburger Schule am Bullenhuser Damm heute; Ort der Ermordung zwanzig jüdischer Kinder im April 1945…

Huder Lernende und Betreuerinnen im Rosengarten der Gedenkstätte am Bullenhuser Damm…

Auf dem Weg in den Keller der Schule, in dem die Kinder ermordet wurden…

 

Unsere Gedenkinstallation für die Kinder in der Pausenhalle unserer Schule…

 

Mahnmal für den Frieden…als Erinnerung an den von deutscher Polizei und SS vollständig vernichteten tschechischen Ort Lidice…

 

Präsentation der Erinnerungscollage für Lidice, den Ort, dessen Name trotz aller faschistischer Bemühungen nicht vergessen wurde…

 

Lernende bei der Arbeit an der Gedenkpräsentation für die Ermordeten von Babij Jar in der Ukraine…

 

Einzelblatt der Gedenkpräsentation mit den Namen der Ermordeten des größten Einzelmassakers im Zweiten Weltkrieg…

 

Pressebericht zur Veröffentlichung der Erinnerungstafeln am 79. Jahrestag des Massakers im September 2020…